Der im Rahmen der Kreisreform Baden-Württemberg vom 1. Januar 1973 neu strukturierte und nach seiner größten Stadt Waldshut-Tiengen (ca. 23 000 Einwohner) benannte Landkreis Waldshut liegt im äußersten Süden des Bundeslandes Baden-Württemberg direkt an der Grenze zur Schweiz. Diese geografische Lage am Hochrhein, im Hotzenwald, Südschwarzwald und Klettgau charakterisiert das heute gut 1130 km² große Gebiet mit seinen aktuell insgesamt knapp 164 000 Einwohnern auch historisch. Zwischen dem späten 14. und dem frühen 19. Jahrhundert gehörte die Gegend politisch größtenteils zum damals vorderösterreichischen Oberamt Breisgau sowie zu den Landgrafschaften Bonndorf und Stühlingen. Mit der Mediatisierung ab 1803 gelangte die Region zunächst zum seinerzeit neu geformten Großherzogtum und späteren Republik Baden (1918-1945).
Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Bevölkerung des bis heute durch viele kleine Dörfer und Gemeinden geprägten Landkreises langsam, aber kontinuierlich. Wirtschaftlich haben neben der Landwirtschaft auch mittelständisches Handwerk, Einrichtungen des Gesundheitswesens und vor allem der Tourismus im Naturpark Südschwarzwald große Bedeutung. Der Kreis gehört zu den Fremdenverkehrszielen mit den meisten Besuchern in Baden-Württemberg. Außer von natürlichen Sehenswürdigkeiten wie der Wutachschlucht, den Weilheimer Wasserfällen und landschaftlich sehr reizvollen Wanderwegen wie etwa dem „Schluchtensteig“ werden die jährlich gut 500 000 Gäste auch von den vielen geschichtlichen Zeugnissen architektonischer und archäologischer Art angezogen. Dazu gehören zum Beispiel der Menhir des „Chindlistein“ von Tiengen und das Großsteingrab der Dolmen von Degernau bei Wutöschingen.
Zahlreiche Burgen und Burgruinen können in der in früheren Epochen häufig umkämpften Grenzgegend ebenfalls besichtigt werden. Zu den bekanntesten Bauwerken gehören Burg Rotwasserstelz in Hohentengen, Schloss Hohenlupfen in Stühlingen und die Ruine der Küssaburg in Bechtersbohl. Die beiden Letztgenannten spielten speziell im Bauernkrieg von 1524/25, der seinen Anfang im Wutachtal nahe Stühlingen nahm, eine gewichtige Rolle. Einer der bekanntesten damaligen Rädelsführer war der im nahen Dorf und heute staatlich anerkannten Luftkurort Grafenbach geborene Hans Müller von Bulgenbach. Der rebellische Widerstandsgeist der Region machte sich gut 200 Jahre später bei den sog. „Salpetererunruhen“ im Hotzenwald zwischen 1727 und 1745 erneut bemerkbar. Der wichtigste Führer der regionalen Bauern im Kampf gegen Leibeigenschaft und Klosterherrschaft war der in Albbruck geborene Johann Albiez. Eine sehenswerte Dauerausstellung zur Geschichte der Salpetergewinnung findet man im Görwihler Heimatmuseum.
Für historisch interessierte Besucher des Landkreises ebenfalls empfehlenswert ist die Kloster- und Kurstadt Bad Säckingen. Beeindruckende Bauwerke dort sind etwa das auch „Trompeterschlösschen“ genannte Schloss Schönau mit dem Diebsturm, das städtische Wahrzeichen Fridolinsmünster sowie die mit 203,7 Metern längste gedeckte Holzbrücke Europas. Häufiges Ziel nicht nur von Gläubigen, sondern auch von Architekturfans, ist auch die Kleinstadt St. Blasien ganz im Norden des Kreises. Dort wartet mit dem sog. „Schwarzwälder Dom“ der ehemaligen Abteikirche des lokalen Klosters ein berühmter frühklassizistischer Sakralbau auf Gäste aus aller Welt. Eher defensiven als religiösen Zwecken diente hingegen die heutige Ruine der einstigen Burg Hauenstein in Laufenburg (Baden), im Ortsteil Rhina der als Fasnachtshochburg bekannten Kleinstadt direkt am Rhein können Sie auch die Mauerreste einer römischen "Villa rustica" besichtigen.