„Gottes eigenen Garten“ nannte schon König Ludwig I die Landschaft rund um die Deutsche Weinstraße. Bis heute ist die rund 85 Kilometer lange Weinstraße, die im Norden am Haus der Deutschen Weinstraße in Bockenheim beginnt und an der französischen Grenze in Schweigen-Rechtenbach am Deutschen Weintor – ihrem südlichsten Punkte – endet, eine der beliebtesten touristischen Straßen in ganz Deutschland.
„Deutsche Weinstraße“ wurde der Weg durch das Weinbaugebiet im Südosten von Rheinland-Pfalz zum ersten Mal 1710 genannt. In einer Broschüre mit dem Titel „Richtiger Wegweiser auf den edlen Weinstraßen des Rhein- und Mainstroms“ wurde mit dem klingenden Namen erstmals für die Weinstraße geworben. Die Idee, mit dem durch 37 Weinbauorte verlaufenden Weg Touristen in die Gegend zu locken, stammt vermutlich von Dr. Ludwig Bassermann-Jordan, der an der Gründung des Verbandes Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter e.V. sowie an der Neufassung des Weingesetzes im Jahr 1909 beteiligt war.
Seit 1935 verläuft die älteste Weinstraße Deutschlands durch das Weinbaugebiet der Pfalz, die damals allerdings noch Rheinpfalz hieß. Durch ihre Errichtung konnte im Laufe der Zeit der Weinabsatz sowie der Tourismus in der gesamten Region enorm gesteigert werden, wodurch die Winzer und auch die sonstigen Anwohner stets profitierten.
Denn nach dem Ersten Weltkrieg waren Weine aus Deutschland in Frankreich nur wenig bekannt. Die wirtschaftliche Situation in den deutschen Weinbaugebieten war von 1918 bis 1930 durch die französische Besatzung geprägt und wirtschaftlichen Hemmnissen unterworfen. Als die Weinernte in der Pfalz im Jahr 1934 besonders groß ausfiel, kam es sogar zu einem extremen Preisverfall, der viele Winzer fast in den Ruin trieb.
Den Straßenzug mit den meisten Weinbaugemeinden entlang des Mittelgebirgszugs Haardt „Deutsche Weinstraße“ zu nennen, löste die meisten dieser Probleme auf einen Schlag.
Bis heute profitiert die Region von den zahlreichen Touristen, die sie jedes Jahr besuchen. Alle Ortschaften, die an der Weinstraße liegen, dürfen seitdem den Zusatz „an der Weinstraße“ im Namen führen.
Bevor die Weinstraße am 19. Oktober 1935 in Bad Dürkheim mit einem großen Festakt eröffnet wurde, mussten zunächst einige Straßenabschnitte ausgebessert werden. Am 10. Oktober 1935 wurde die ausgewählte Strecke bei einer Besichtigungsfahrt begutachtet. Dabei entdeckte Schäden wurden sofort behoben.
Am nächsten Tag – dem 20. Oktober 1935 – wurde in ganz Deutschland das „Fest der Traube und des Weines“ gefeiert. Es fand eine Eröffnungsfahrt auf der neuen Weinstraße statt, bei der rund 300 Fahrzeuge von Schweigen nach Bockenheim fuhren. Dafür wurde extra eine Torattrappe aus Holz in Schweigen sowie eine Attrappe aus Pappe in Grünstadt errichtet. Das bis heute vorhandene Weintor in Schweigen wurde ein Jahr später (1936) aus Stein gebaut.
Am nördlichen Ende der Strecke wurde das kurzzeitig aus Pappmaschee errichtete Tor allerdings erst rund 60 Jahre später durch das „Haus der Deutschen Weinstraße“ in Bockenheim ersetzt.
Nicht nur das Tor in Grünstadt wurde nicht wirklich gebaut. Auch zahlreiche andere Vorhaben, die bei der Eröffnung geplant waren, wurden später doch nicht umgesetzt.
Unter anderem sollte eigentlich eine einheitliche Beschilderung installiert werden, die von der Abteilung Volkskunst der Pfälzischen Landesgewerbeanstalt in Kaiserslautern entworfen wurde.
Allerdings wurden im Laufe der Jahre viele Weinpartnerschaften zwischen den Orten an der Weinstraße und anderen deutschen Städten geschlossen.
Entlang der Weinstraße gibt es für Touristen Einiges zu entdecken. Beispielsweise befindet sich in Bad Dürkheim ein Riesenfass aus Holz, das 1934 gebaut wurde und ein Fassungsvermögen von 1,7 Millionen Litern hätte.
Im Hambacher Schloss bei Neustadt wurde 1832 das Hambacher Fest, das als Symbol der deutschen Demokratiebewegung gilt, gefeiert.
In Haßloch findet jährlich im Mai das Weinfest „Leisböhler Weintage“ statt. In Deidesheim sind unter anderem wunderschöne Weingüter wie das Weingut Kimich oder das Weingut von Dr. Bassermann-Jordan zu besichtigen.